Montag, 22. Juli 2013
1. Bericht / Oktober 2006 / Start Südafrika


Hallo ihr Lieben,

da ich mich in letzter Zeit im wahrsten Sinne des Wortes sehr rar gemacht habe, will ich mich mal wieder melden.... Alle die mich kennen wissen ja, daß ich mich auch mal einige Zeit nicht melde, ohne daß was Besonderes vorgefallen ist. :-/

So, ich will mal erzählen, was hier so bislang alles passiert ist:

Also, in der Nacht vom 20. auf den 21.08.2006 bin ich pünktlich in Cape Town gelandet. Der Flug war mit 13 Stunden inklusive des Umsteigen in Düsseldorf schon heftig, und so habe ich schon ein paar Tage gebraucht, um mich hier mal wieder einzuleben. Ich bin bei Dulcie und Siggi (Tante & Onkel) sehr liebevoll aufgenommen worden, so daß ich mich hier natürlich zur keiner Zeit verloren gefühlt habe. Als ich also Ende August hier angekommen bin, hat mich noch der südafrikanische Winter erwischt. Vor allem abends wurde es teilweise noch bis zu 8 Grad kalt. Kurze Zeit später aber waren auch schon ein paar wunderschöne Tage dabei, so daß Temperaturen bis zu 25 Grad keine Seltenheit waren. Bald fingen die Blätter der Bäume an zu sprießen und es kehrte der Frühling ein. Die Mauersegler, die ich noch kurz vor meinem Abflug in dem Garten meiner Eltern beim Zug in den Süden beobachten konnte, brauchten genau 8 Tage um nun wieder hier über meinem Kopf zu fliegen. Soweit war das
alles sehr schön ....

Leider gab/gibt es mit der Fertigstellung meines Bootes Verzögerungen die kein Ende nehmen wollen. Man kann schon behaupten, daß ich bei einem notorischem Lügner den Kaufvertrag unterschrieben habe. Er versprach mir eigentlich schon im Juni 06, daß er das Schiff in ca. 2 Wochen fertig hätte, aber in 2 Wochen waren es dann wieder zwei Wochen usw .... So hält dieser Teufelskreis bis jetzt an. Gestern habe ich diesen "Zwei-Wochen-Satz" abermals gehört !??! Naja, wer jetzt denkt, daß ich mich darüber unheimlich ärgere, der täuscht sich, denn ich habe den Traum von der deutschen Pünktlichkeit hier in SA längst über das nicht vorhandene Bord geschmissen. Andere Länder, andere Sitten. Hier läuft das nun mal so, und eigentlich kann ich froh sein, daß an meinem Bötchen mit Nachdruck gearbeitet wird, denn ich habe schon mit vielen Bootseignern gesprochen, die Jahre warten mußten, um dann den Bankrott der Werft zu erfahren. Beispielsweise können die hiesigen 20 Minuten bisweilen Tage dauern und der in Verzug geratene Lieferant ist sich echt keiner Schuld bewußt. Als ich dem Werftbesitzer meinen anfänglichen Unmut äußerte und ihn direkt als Lügner bezichtigte, sagte er total erschrocken und ohne Schuldbewußtsein, daß dies nicht stimme, denn er würde nur nicht die Wahrheit gesagt haben ???!!!???

Nun ja, wie gesagt, an meinem Traum wird jeden Tag fleißig gearbeitet und das Zuwasserlassen :o) am 07.10.06 wurde auch schon mit viel Champagner begossen. Erstaunlich bei dieser Zeremonie war, daß sich ein sehr seltener und äußerst skurriler Fisch (Mondfisch bis zu 250 KG schwer) im Hafenbecken verirrte und mir beim Namensspruch, der nun frisch getauften Moyo (Heart and Soul) mit hoch aus dem Wasser ragendem Kopf zuhörte. Alle waren sich einig, daß dies besonders viel Glück bringen müßte. Ich war sehr glücklich ....

Meine Einschätzung der kompletten Fertigstellung sind so ca. 3 Wochen. Diese Zeit ist hier keines Falls verloren, denn dadurch, daß ich jeden Tag am Schiff bin, lerne ich natürlich auch sehr viel darüber. Viele Unzulänglichkeiten kann ich bei der Entstehung unterbinden und viele neue Ideen werden schon direkt umgesetzt. Obwohl hier alles andere als Urlaubsstimmung herrscht bin ich doch mit meiner Entscheidung glücklich und würde alles nochmal genau so machen, zumal seit ca. 3 Wochen auch meine kleine Familie mit Tanja, Tango und Ypno wieder bei mir ist. Auch wenn ich manchmal ein ganz schöner Eisklotz sein kann habe ich diese doch sehr vermißt. Unternommen haben wir aus oben genannten Gründen bislang sehr wenig. Allerdings konnten wir bei einem Ausflug an die Küste von Harmanus viele Wale aus nächster Nähe beobachten. Diese kommen jedes Jahr zum Kalben und Paaren nahe an die Bucht. Ein wirklich faszinierendes Schauspiel wenn von ganz Nahem ein ausgewachsener Walbulle mit voll Speed aus dem Wasser schießt, um dann wieder mit einem riesigem Klatscher ins Meer einzutauchen. Tanja nahm alles auf und konnte auch von den Klippen aus eine Walkuh mit Walbaby (Riesenbaby) aus keinen 10 Metern Entfernung in aller Ruhe fotografieren.

Kurz bevor Tanja und Co. in SA eingetroffen sind habe ich uns ein möbliertes Appartement gemietet. Es ist zwar sehr klein, aber dafür haben wir ein eigenes Badezimmer, eine eigene kleine Küche, einen großen schönen Garten mit Pool, ein großes Gemeinschaftszimmer ebenfalls mit Pool (Billard ;o) ), und eine hervorragende Aussicht auf ein Nature Reserve. Hinter dem Nature Reserve ragt aus ca. 20 KM Entfernung der Tafelberg heraus. Die erste Schildkröte in unserem Garten war für Tango schon `ne harte Nummer, aber daß die hiesigen Rebhühner bis an unsere große Glasschiebetür kommen und dann auch noch daran rumpicken ist für Tango wirklich zuviel. Tja, auch er muß sich hier noch an einiges gewöhnen
...

Ansonsten habe ich noch einen Kurztrip nach Johannesburg gemacht, um einen alten Freund zu besuchen. Johannesburg liegt zwar auch in SA, ist aber mal so eben ca. 2.000 km entfernt. Gefallen tut mir Jo-Burg nicht so sehr wie Cape Town, denn seit dem Ende der Apartheid ist diese Gegend kriminell und dreckig geworden. Interessant war der Besuch in Soweto. Eine Township die durch das Aussiedeln der Schwarzen entstanden ist.

Aber Cape Town hat auch mit der wachsenden Kriminalität zu kämpfen. Dies durfte ich am eigenen Leib erfahren als man mir das Auto am hellichtem Tage direkt vor der Eingangstür der Werft aufbrach, um mir eine Tasche mit schmutziger Wäsche zu stehlen. Seit diesem Erlebnis lasse ich auch kein gebrauchtes Taschentuch mehr im Auto liegen ...

Daß Südafrika seine schlechte Organisation noch in den Griff bekommt und im Jahr 2010 tatsächlich die Fußballweltmeisterschaft austragen kann, wird hier stark bezweifelt. Es ist sehr schade, denn dieses Land hat soviel zu bieten. Besonders beeindruckt sind wir von den vielen offenen und liebenswerten Menschen. Ob es das viele Geld in Europa ist, das den Charakter so negativ verändert ??? Hier kommen die meisten Menschen mit sehr wenig aus und verlieren nichts an ihrem Frohsinn. Sehr viele müssen allerdings auch mit noch viel weniger auskommen, aber selbst ohne Apartheid bekommt man diese Gegenden doch kaum zu sehen.

Alles im Allem ist Südafrika auf jeden Fall einen Besuch wert ! ;o)

Mit diesen Worten will ich mal diese Email beenden und hoffen, daß ich auch was von euch höre.


Liebste Grüße aus dem wunderschönem Südafrika.

Euer Harald